Pressemitteilungen
Apr. 2025
„Dürftig!“ – Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung kritisiert Koalitionsvertrag
Berlin – Enttäuscht zeigt sich die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV) von den Ergebnissen des Koalitionsvertrages von Union und SPD. „Von den gleich zu Beginn des Gesundheits- und Pflegekapitels versprochenen ‚tiefgreifenden strukturellen Reformen‘ findet sich leider auf den weiteren Seiten kaum etwas wieder. Im Wesentlichen formulieren die entsprechenden Abschnitte stattdessen ein ideenloses Weiter wie bisher“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel. Von einer entschlossenen Überwindung der Sektorengrenzen sei ebenso wenig zu sehen, wie von einer wirkunsgsvollen Verkammerung der Professionen. Dass schon der Ansatz der Autoren falsch sei, zeige das gewissenhafte und streng sektoral getrennte Abarbeiten der einzelnen Versorgungsbereiche, so Nagel. „Wie soll eine Versorgungsvision sich bilden, wenn die Ideen dazu akribisch in die Abschnitte ‚Ambulante Versorgung‘, ‚Apotheken‘, Krankenhauslandschaft‘ etc. unterteilt sind?“ Hier führe sich das Versprechen der ersten Textzeilen schon auf den ersten Blick ad absurdum.
Von den eigentlichen Notwendigkeiten für tiefgreifende strukturelle Veränderungen finde sich dagegen im Text kein Wort. „Der tatsächliche Versorgungsbedarf folgt nun mal nicht einer kameralistisch getrennten Abrechnungslogik, wie sie unser SGB V bis heute bestimmt und wie sie von den Autoren des Koalitionsvertrages artig abgearbeitet wird“, so die Analyse des DGIV-Vorstandsvorsitzenden. Vielmehr müsse den Akteuren die Freiheit gegeben werden, gemeinsam zu angemessenen und patientenorientierten Versorgungslösungen in ihren jeweiligen Verantwortungsbereichen zu kommen. „Dass im Gesundheits-Kapitel des Koalitionsvertrages das Wort „Region“ nicht ein einziges Mal fällt, ist ein Ausdruck dieser bundespolitischen Hilflosigkeit, die das Thema Gesundheit eher als Verwaltungsakt aus Berlin interpretiert, als sich an den tatsächlich zu gestaltenden Versorgungsrealitäten vor Ort zu orientieren“.
„Unsere Hoffnung bleibt, dass das Gesundheitsministerium unter neuer Führung mehr Mut an den Tag legt, als es diese ideen- und visionslosen Zeilen des Koalitionsvertrags befürchten lassen“, so Nagel. „Unsere Hand jedenfalls ist ausgestreckt, um gemeinsam mit den politischen Akteuren ein tatsächlich intersektorales, interdisziplinäres und interprofessionelles Gesundheitssystem der Zukunft zu gestalten. Was wir uns jedenfalls nicht länger leisten können, sind weitere verschwendete Jahre, die sich an einem Krankheitsverwaltungs-System von vorgestern orientieren“, lautet die grundsätzliche Kritik des DGIV-Vorstandsvorsitzenden
Apr. 2025
Zweite Folge des DGIV-Podcasts „Versorgung integriert!“
Thema: „Potentiale der Gesundheitsfachberufe“ – mit Prof. Dr. Heidi Höppner
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV) hat die zweite Folge ihres Podcasts „Versorgung integriert!“ veröffentlicht. Nachdem in der Pilotfolge über die Sektorentrennung im SGB V diskutiert wurde, widmet sich die zweite Podcast-Ausgabe dem Thema: „Gesundheitsfachberufe – Möglichkeiten und Potentiale für die Integrierte Versorgung“.
Auch vor dem Hintergrund der bisher bekannt gewordenen Koalitionspläne diskutiert Prof. Dr. Heidi Höppner von der Alice Salomon Hochschule Berlin mit der DGIV-Vorständin Prof. Dr. Clarissa Kurscheid über eine bessere Verankerung der Gesundheitsfachberufe im Gesundheitssystem: „Gerade im Vergleich zum Ausland schöpfen wir die Potentiale der Gesundheitsfachberufe in Deutschland vollkommen unzureichend aus“, erläutert Prof. Höppner. Es sei noch immer nicht gelungen, der Politik und den Funktionären der Selbstverwaltung zu verdeutlichen, dass eine historisch bedingte „Assistenz“-Funktion der Gesundheitsfachberufe überholt sei und durch echte Kooperation abgelöst werden müsse. „Wir müssen die Gesundheitsfachberufe in ihren Kompetenzen deutlich stärken und sie im Rahmen des Gesundheitssystems besser nutzen. Aktuell kommen die „PS nicht auf die Straße“, so die Analyse der Sozialwissenschaftlerin, langjährige Professorin für Physiotherapie und heute Studiengangleitung des Bachelorprogramms für Interprofessionelle Gesundheitsversorgung.
Prof. Clarissa Kurscheid sieht unter anderem die konsequente Akademisierung der Gesundheitsfachberufe in diesem Zusammenhang als wichtigen Schritt: „Wir müssen uns klar machen, dass ohne konsequent aufzubauende Wissenschaftsstrukturen, wie sie der Wissenschaftsrat bereits 2023 angeregt hat, nicht nur ein wichtiger Qualifizierungs- und Karrierebaustein für Gesundheitsfachberufe wegfällt, sondern dass es damit auch keine evidenzbasierte Forschung zu den Potentialen dieser Berufsgruppe innerhalb unseres Gesundheitssystems gibt“, so ihre Ergänzung. In diesem Zusammenhang müsse auch nochmal deutlich intensiver über die Idee eines fachübergreifenden Gesundheitscampus nachgedacht werden.
Einig waren sich die beiden Professorinnen, dass eine bessere und institutionell gesicherte Abbildung, z.B. Verkammerung, im System der Gemeinsamen Selbstverwaltung unerlässlich sei: „Es geht um abgesicherte Beteiligung wie z.B. einen Platz im Gemeinsamen Bundesausschuss“, so ihre feste Überzeugung. Es brauche aber auch ein Umdenken auf Seiten der Kostenträger, die den Mehrwert der Gesundheitsberufe für eine Versorgung über die Grenzen der Sektoren und Professionen hinweg erkennen müssten. „Gerade mit Blick auf die großen Potentiale liegen hier noch wichtige Aufgaben vor uns“, so das Resümee von Prof. Höppner und Prof. Kurscheid.
Die zweite Folge des DGIV-Podcast „Versorgung integriert! Der DGIV-Podcast“ mit dem Titel „Gesundheitsfachberufe – Möglichkeiten und Potentiale für die Integrierte Versorgung“ ist ab sofort unter dem nachfolgenden Link sowie auf Spotify und Apple verfügbar: https://dgiv.org/news/dgiv-podcasts/
März 2025
Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung ruft Politik zum SGB V-Umbau auf
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV) hat die gesundheitspolitischen Verhandlungspartner des Koalitionsvertrages zu einer grundlegenden Neuorientierung des Sozialgesetzbuchs V (SGB V) aufgefordert. „Die historisch gewachsene Orientierung des SGB V an der Akutversorgung hat sich schon seit Längerem überlebt“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel. Besonders chronisch kranke Menschen profitierten daher nicht von einer adäquaten, koordinierten und patientenorientierten Versorgung. Noch immer bestimmten vielmehr zahlreiche Brüche das Versorgungsgeschehen, da vor allem das Leistungsrecht des SGB V die einzelnen Versorgungspartner zwischen den Sektoren, Disziplinen und Professionen streng separiere. „Auf diese Weise können Akteure auch beim besten Willen – der in der Regel vorhanden ist – ihre Patientinnen und Patienten nicht so bruchlos und sektorenfrei versorgen, wie sie es sich wünschen und wie es auch einer effizienten und effektiven Heilung förderlich wäre“, so Nagel.
Der DGIV-Vorstandsvorsitzende ruft stattdessen dazu auf, das SGB V mit einem neuen Fokus grundlegend zu revidieren: „In unserem Appell an die AG Gesundheit der Koalitionsgespräche empfehlen wir ausdrücklich eine Neuorientierung unseres Systems an Versorgungszielen und eine Neusortierung der bisherigen kameralistisch organisierten Struktur der Leistungsbeziehungen.“ Die zahlreichen selektivvertraglichen Ausnahmeregelungen müssten dabei systematisch zusammengeführt und als verbindlicher Bestandteil einer modularen Versorgungssystematik etabliert werden; eine sektorenübergreifende Bedarfsplanung sei dafür notwendige Grundlage. „Im Mittelpunkt einer solchen ‚Regelversorgung ohne Grenzen‘ muss der individuell an der Versorgung orientierte Patientenbedarf und nicht die vergütungsfixierte Regulatorik des SGB V stehen“, so Nagel.
„Die künftige Bundesregierung steht vor der Aufgabe, das Gesundheitswesen konsequent intersektoral, interprofessionell und interdisziplinär neu zu strukturieren. Patientenzentrierung und Ergebnisorientierung(medizinisch, ökonomisch und auch ökologisch) müssen dabei gleichrangig der Maßstab sein“, lautet das Resümee des DGIV-Vorstandsvorsitzenden.
Weitere Informationen in der beiliegenden pdf-Datei.
Feb. 2025
Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung startet Podcastreihe „Versorgung integriert!“
Folge 1 befasst sich mit der gesetzlich verankerten Sektorentrennung im SGB V
Berlin, 20. Februar 2025 – Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV) hat ein neues monatliches Format ins Leben gerufen: „Versorgung integriert! Der DGIV-Podcast“ – der sowohl auf der DGIV-Webseite als auch auf den Plattformen Apple Podcasts und Spotify zu finden ist. „Wir hoffen, mit diesem Format unsere Mitglieder und Freunde, aber auch alle anderen Interessenten für Fortschritte in der intersektoralen, interdisziplinären und interprofessionellen Versorgung erreichen und mit aktuellen Informationen versorgen zu können“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel. Die Moderation der einzelnen Pod-cast-Folgen wird jeweils der geschäftsführende DGIV-Vorstand, Dr. Albrecht Kloepfer, seinerseits in der Gesundheitspolitik vielfältig als Moderator bekannt, übernehmen.
In der Pilotfolge des DGIV-Podcast diskutieren Prof. Nagel und Dr. Kloepfer mit Prof. Dr. Thomas Schlegel. Prof. Schlegel hat zum 21. DGIV-Bundeskongress das Gutachten „Untersuchung der Regelungssystematik des SGB V zur Identifikation der Sektorentrennungsregelungen und Ausblick auf sektorenüberwindende Regelungsmechanik“ vorgelegt. Er beschäftigt sich darin mit der Frage, ob die Systematik im SGB V für die Umsetzung der sektorenübergreifenden Versorgung zielführend ist oder ihr eher im Wege steht. Prof. Nagel und Prof. Schlegel diskutieren über die Möglichkeiten und Grenzen des SGB V für eine sektorenübergreifende Versorgung: „Wir sehen intersektorale Versorgung im SGB V allenfalls im Prinzip und als abstraktes Versprechen verankert“, so Prof. Schlegel, „besonders auf der leistungsrechtlichen Ebene fällt aber dieser Anspruch wieder in sich zusammen, weil gerade die Leistungserbringer vom SGB V konsequent voneinander getrennt werden. So ist eine kooperierende integrierte Versorgung kaum möglich.“
Die erste Folge des DGIV-Podcast „Versorgung integriert! Der DGIV-Podcast“ ist ab sofort unter folgendem Link sowie auf Spotify und Apple verfügbar: https://dgiv.org/news/dgiv-podcasts/
In den kommenden Folgen diskutieren monatlich ein Gast und ein Mitglied des DGIV-Vorstands über die aktuellen Entwicklungen im deutschen Gesundheitssystem. Folgende Themen stehen dabei unter anderem auf der Agenda:
- Leistungsgruppen und interdisziplinäre Versorgung
- Potentiale und Zukunft der Hybrid-DRGs
- Nächste Schritte in der Digitalisierung
- Regionale Vertragskompetenz
- Gesundheitsberufe
- Wie weiter in der Pflege?
„Wir freuen uns auf dieses neue Format und nehmen auch Anregungen aus dem Mitglieder- und Freundeskreis gern entgegen“, so die abschließende Einladung des DGIV-Vorstandsvorsitzenden Prof. Nagel.
Jan. 2025
DGIV legt Positionspapiere zur Generativen KI und zur Digitalen Notfallversorgung vor
Prof. Eckhard Nagel: „Wir müssen Chancen der Digitalisierung entschlossener nutzen“
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung e.V. (DGIV) meldet sich zum Jahresbeginn anlässlich der anstehenden Bundestagswahl mit zwei neuen Positionspapieren. Das Papier „GenAI in Healthcare und Life Sciences“ stellt das Potential von Generativer KI (GenAI) am Beispiel der Medikamentenversorgung mit einem Fokus auf die Effizienz- und Effektivitätspotenziale der GenAI vor.
„Wird über die zügige und resiliente Umsetzung intersektoraler, interdisziplinärer und interprofessioneller Versorgungsmodelle diskutiert, treten dabei immer stärker die unterstützenden Möglichkeiten digitaler Infrastrukturen und Anwendungen in den Vordergrund“, leitet der DGIV-Generalsekretär Dr. Michael Meyer das Papier ein. Er betont, dass sowohl eine „Daten-Demokratisierung“ als auch die Nutzung generativer KI in den Vordergrund gerückt werden müssen. „Vor dem Hintergrund des Ressourcenmangels und der angespannten Lage im deutschen Gesundheitswesen ist es so wichtig wie nie, die Potentiale im System auszuschöpfen“, so der Generalsekretär. Die Potentiale der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz könnten dabei nicht nur in der Medikamentenentwicklung genutzt werden, sondern stellten darüber hinaus auch neue Möglichkeiten für personalisierte Medizin sowie verbesserte Prävention und Diagnose bereit. „In unserem Papier erläutern wir, welche Chancen und Risiken hiermit verbunden sind und was konkret zu tun ist, damit mögliche Gefahren beherrschbar bleiben und die Vorteile auch wirklich nutzbar sind.“ Theoretische Denkmodelle rund um das Thema Digitalisierung und Künstliche Intelligenz müssten kurzfristig erprobt werden, um sie – wo sinnvoll – nachhaltig in das Gesundheitswesen einbinden zu können.
Das zweite Positionspapier „Notfallversorgung – Ansätze und konkrete Umsetzung in der Integrierten Versorgung“ greift die Diskussion um die gescheiterte Reform der Notfallversorgung auf. Weiter wird aufgezeigt, wie die Digitalisierung und ein Fokus auf eine regionale intersektorale Notfallversorgung Effizienzpotentiale in der Notfallversorgung nutzen und die aktuell unzureichende Patientensteuerung verbessern können. Zudem werden klare Handlungsempfehlungen ausgesprochen und die praktische Umsetzung einer regionalen intersektoralen Notfallversorgung in Ingolstadt vorgestellt. Der DGIV-Vorstandsvorsitzende, Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel, betonte die Relevanz einer Reform der Notfallversorgung: „Die Digitalisierung bietet enorme Chancen, die Notfallversorgung effizienter und patientenzentrierter zu gestalten. Mit einer verbesserten intersektoralen Vernetzung schaffen wir die Grundlage für eine schnellere und gezieltere Patientensteuerung“, so der Vorstandsvorsitzende. Das Modellprojekt in Ingolstadt zeige eindrucksvoll, wie regionale Ansätze und digitale Innovationen ineinandergreifen könnten, um die Notfallversorgung nachhaltig zu verbessern. „Wir müssen nicht nur über Reformen sprechen, sondern deren Umsetzung durch konkrete Pilotprojekte und den gezielten Ausbau der digitalen Infrastruktur vorantreiben. Nur so können wir langfristig eine gerechte und hochwertige Notfallversorgung sicherstellen“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende.
Die Positionspapiere „GenAI in Healthcare und Life Sciences“ und „Notfallversorgung – Ansätze und konkrete Umsetzung in der Integrierten Versorgung“ sind abrufbar unter: https://dgiv.org/publikationen/
DGIV begrüßt intersektorale Potentiale der elektronischen Patientenakte
Prof. Eckhard Nagel: „Noch bestehende Schwachstellen müssen rasch überwunden werden“
Berlin – Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung e.V. (DGIV) begrüßt den vom Gesundheitsministerium vorgestellten Rollout der elektronischen Patientenakte (ePA) mit großen Erwartungen, mahnt aber weitere Schritte zur Überwindung der Sektorengrenzen an. „Tatsächlich sprechen wir ja buchstäblich seit Jahrzehnten davon, dass wir die Versorgungsprofis in die Lage versetzen müssen, die verschiedenen Behandlungsdaten von Patientinnen und Patienten an einem Ort zusammenzuführen, um die bislang noch isolierten Versorgungsepisoden miteinander zu vernetzen, um die damit verbundenen Sektorengrenzen zu überwinden“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel zum jetzigen Start des ePA-Projekts. Vollständig ausgerollt sei die ePA in diesem Sinne ein großer Fortschritt für die Patientenversorgung in Deutschland.
„Bei aller Euphorie dürfen wir aber nicht übersehen, dass die ePA ein zwar wichtiger, aber eben nicht der einzige Baustein für eine Digitalisierung unseres Gesundheitssystems darstellt ist“, so Nagel. Die DGIV mahne daher dringend an, alles zu unternehmen, um auch über den rein ärztlichen Bereich hinaus den Digitalisierungsgrad zu erhöhen. Es seien im Weiteren auch die benachbarten Umgebungen der Patientenbehandlung – Apotheke, Reha, Pflege und Heilberufe – zu berücksichtigen. „Nur das Zusammenspiel aller entlang der Patient Journey Beteiligten schafft auch Mehrwerte und Effizienzgewinne für alle“, so die Überzeugung des praktizierenden Mediziners Prof. Eckhard Nagel.
Ziel müsse es jetzt aber zunächst sein, rasch aber mit Bedacht die Erfahrungen in den drei startenden Modellregionen auszuwerten, ggf. kritische Punkte nachzuarbeiten und damit einen zügigen und dann auch wirklich bundesweiten, sicheren Start der ePA sicherzustellen. „Wie viele andere digitale Lösungen wird sich auch die ePA in den nächsten Jahren kontinuierlich weiterentwickeln. Für die Umsetzung intersektoraler, interprofessioneller und interdisziplinärer Versorgung stellt die ePA einen wichtigen Baustein dar“, so die Überzeugung Prof. Nagels
„Wir stehen hier jederzeit den Regionen, den Partnern der Selbstverwaltung und der Politik in Bund und Ländern zur Unterstützung bereit, um dem Projekt der ePA zu einem raschen, flächendeckenden und sowohl für Patientinnen und Patienten als auch für die beteiligten Gesundheitsprofis spürbaren Durchbruch in der Versorgung zu verhelfen“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende abschließend.
Dez. 2024
DGIV-Innovationspreis 2024
Auf dem 21. Bundeskongress der DGIV wurde die Gewinnerin des DGIV-Innovationspreises 2024 bekannt gegeben. Die Preisträgerin ist Daniela Janko für ihre Bachelorarbeit „Das Konzept der ambulanten Intermediate Care Services in England – ein Modell für die deutsche Gesundheitsversorgung? Ein Scoping Review “. Wir gratulieren die Preisträgerin sehr herzlich und wünschen ihnen weiterhin viel Erfolg!
Dez. 2024
DGIV-Bootcamp 2024
Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung e.V. (DGIV) hat am 27. November 2024 ihr viertes Bootcamp mit zahlreichen Studenten/Auszubildenden und Young Professionals in Berlin erfolgreich durchgeführt. Mit unseren drei wunderbaren Referentinnen – Prof. Dr. Susanne Eble, Dr. Sarah Windolph-Lübben und Dr. Rebekka Müller-Rehm – haben die Teilnehmerinnen und Teilnehmer über generationsgerechtes Gesundheitssystem diskutiert und anschließend in drei Gruppen Thesen zu den folgenden drei Themen formuliert, die dann beim Thesenslam präsentiert wurden:
1. Finanzierung
2. Nachhaltigkeit
3. Personal
Die drei Thesenpapiere finden Sie im Anhang.
Wir haben uns sehr über den regen Austausch gefreut und freuen uns auf das nächste Mal!
Nov. 2024
„Regionale Verantwortungsgemeinschaften müssen die Regel werden“ | Prof. Eckhard Nagel beim 21. DGIV-Bundeskongress am 28. November 2024 in Berlin
Berlin – Nach dem Zerfall der Ampelregierung und den anstehenden Neuwahlen ist es aus Sicht der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV) ausgeschlossen, dass die diversen Reformgesetzte von Karl Lauterbach noch umgesetzt werden. „Auch wenn die DGIV viel Kritik an den Reformentwürfen geübt hat, enthielten sie eine Vielzahl von sinnvollen Maßnahmen, die das aktuell ausgesprochen angespannte und fragile Gesundheitssystem dringend gebraucht hätte“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel.
Intensiv wurden im Rahmen des Kongresses vor allem die regionalen Potentiale für die Gesundheitsversorgung beleuchtet. „Wir müssen uns von dem Gedanken befreien, dass zentral von Berlin aus geregelt werden kann, was sich in den Regionen mit ihren verschiedenen Akteursgruppen immer wieder anders darstellt“, so Prof. Nagels Analyse nach den Vorträgen und Diskussionen des DGIV-Kongresses. Hier gäbe es zwar punktuelle Ansätze in verschiedenen Teilen der Gesetzgebung – beispielsweise die Ambulant Spezialfachärztliche Versorgung nach § 116b –, doch seien keinerlei Ansätze erkennbar, diese Potentiale aufzugreifen und im Rahmen einer Bundesgesetzgebung zu systematisieren. „Wir haben deswegen bei Prof. Thomas Schlegel von der Kanzlei für Gesundheitsrecht ein Gutachten in Auftrag gegeben, das die strukturelle Sektorentrennung unserer Sozialgesetzgebung systematisch analysiert und nach Möglichkeiten zu deren Überwindung fragt.“
Der Impulsvortrag Prof. Schlegels griff diesen Auftrag auf und stellte differenziert dar, dass zwar im Sozialgesetzbuch V ein Leistungsanspruch für die Versicherten zur Kooperation der einzelnen Versorgungsebenen formuliert sei, dass aber dieser Anspruch in den leistungsrechtlichen Teilen des SGB V letztlich nicht eingelöst werde. „Was also der Gesetzgeber im Grunde weiß und als Aufgabe des Systems benennt, wird dann in den entsprechenden Ausführungsvorschriften nicht umgesetzt. Hier regiert nach wie vor die alte Kameralistik der Kaiserzeit“, so die Analyse Prof. Schlegels. Aufgabe müsse es nun sein, die verschiedenen differenziert sektorenübergreifenden Versorgungsansätze, die das SGB V bisher vorrangig optional biete, von der Option zur Regel zu machen und damit das Gesundheitssystem vom Kopf auf die Füße zu stellen. „Das sind wir nicht nur den Patientinnen und Patienten, sondern auch den Versorgungsprofis und letztlich den Versicherten schuldig, die schließlich dieses nicht mehr funktionale System finanzieren.“
Nur die Region, so Prof. Nagel ergänzend, sei diejenige Instanz, in der eine solche intersektorale, interprofessionelle und interdisziplinäre Versorgung umgesetzt und konkret gelebt werden könne. „Vor Ort werden die Verantwortungsgemeinschaften gebildet, die den jeweils tatsächlichen Versorgungbedarf in den Blick nehmen. In diesem Sinne brauchen wir vom Bund eine Rahmengesetzgebung, die die Bildung entsprechender Verantwortungsgemeinschaften als neues Paradigma der Regelversorgung ermöglicht“, so der Appel des DGIV-Vorstandsvorsitzenden.
Link zum Gutachten von Prof. Schlegel: https://dgiv.org/wp-content/uploads/2024/11/GutachtenSchlegelSGBV25112024.pdf
Nov. 2024
Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung kommentiert OECD-Bericht
Prof. Eckhard Nagel: „Ein bestürzendes Armutszeugnis für das deutsche Gesundheitssystem“
Berlin – Mit großer Beunruhigung und Sorge hat der gesamte Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Integrierte Versorgung im Gesundheitswesen e.V. (DGIV) den OECD-Bericht „Health at a Glance: Europe 2024“ zur Kenntnis genommen. „Der Ausweis einer im EU-Schnitt unterdurchschnittlichen Lebenserwartung in Deutschland ist der evidente Nachweis für ein dysfunktionales Gesundheitssystem“, so der DGIV-Vorstandsvorsitzende Prof. Dr. mult. Eckhard Nagel. „Die zahlreichen Versorgungsbrüche im deutschen System kosten nicht nur Geld und treiben den Nachwuchs aus der Versorgung, sie kosten, wie wir jetzt sehen können, buchstäblich Menschenleben!“
Tatsächlich ist seit Jahrzenten bekannt – nicht zuletzt durch das Gutachten des Sachverständigenrates zu „Unter-, Über- und Fehlversorgung“ –, dass die medizinische und auch pflegerische Versorgung in Deutschland nicht mehr mit den an sie gestellten Herausforderungen Schritt halten kann. „Es ist nicht zuletzt der medizinische Fortschritt, der uns immer länger und häufig auch mit chronischen Erkrankungen leben lässt“, betont Nagel, „unser System scheint aber nicht dazu in der Lage zu sein, auf diese neuen Herausforderungen mit neuen und angemessenen Versorgungsansätzen zu reagieren.“ Ein bruchloses Versorgungskontinuum zwischen ambulant und stationär, zwischen ärztlichen und anderen heilberuflichen Professionen, zwischen Medizin und Pflege sei in Deutschland nach wie vor kaum zu realisieren. „Die Deutsche Gesellschaft für Integrierte Versorgung ist hier vor mehr als 20 Jahren angetreten, grundlegend neue Versorgungswege und -kooperationen aufzuzeigen, und der jetzt vorgelegte OECD-Bericht zeigt uns, dass die Strecke, die wir zurückzulegen haben, eher länger als kürzer wird“, so die Bilanz des DGIV-Vorstandsvorsitzenden. „Wir sehen daraus die Notwendigkeit, grundlegend neue Wege zu beschreiten und die Politik noch stärker auf ihre eigene System-Verantwortung hinzuweisen.“
Die DGIV wird sich daher im Rahmen ihres 21. Bundeskongresses am 28. November in Berlin mit einem Gutachten des Juristen Prof. Dr. Thomas Schlegel prominent zu Wort melden und eine Analyse vorlegen, an welchen Stellen die Sozialgesetzgebung selbst die Sektoren trennt. „Wir wollen mit diesem Gutachten darauf hinweisen, wo die politischen Verantwortungen liegen, unser nicht mehr zeitgemäßes deutsches System mit den modernen Grundlagen für eine intersektorale, interdisziplinäre und interprofessionelle Versorgung auszustatten. Die getrennten Welten der deutschen Sozialgesetzgebung müssen jedenfalls schnellstmöglich überwunden werden“, so Nagel.
Das Gutachten Prof. Schlegels mit dem Titel „Untersuchung der Regelungssystematik des SGB V zur Identifikation der Sektorentrennungsregelungen und Ausblick auf eine sektorenüberwindende Regelungsmechanik“ wird daher zentrales Thema des DGIV-Kongresses sein und in einem vertiefenden Workshop die gesundheitspolitischen Verantwortungsträger der kommenden Legislaturperiode mit fundierten politischen Handlungsempfehlungen ausstatten. „Wir hatten diese Roadmap schon seit längerem gesetzt, sehen jetzt aber durch den Ampel-Kollaps auf der einen und den heute erschienenen OECD-Bericht auf der anderen Seite, dass wir buchstäblich keinen Tag mehr zu verlieren haben, um unser Gesundheitssystem endlich so zu reformieren, dass es wieder den Patienten dient und den Gesundheitsprofis sinnvolle Rahmenbedingungen für ihre Arbeit zur Verfügung stellt“, so das Resümee des DGIV-Vorstandsvorsitzenden.
Informationen zum DGIV-Bundeskongress 2024 unter https://dgiv.org/veranstaltung/21-dgiv-bundeskongress/